Die Historie
Wann genau die ersten Wohnhäuser an der Anhaltstraße gebaut wurden, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Klar ist allerdings, dass bereits im Jahr 1928 eine so genannte „Denkschrift“ des „Gemeinnützigen Wohnungsbauvereins zu Bitterfeld e.G.m.B.H.“ existierte. In diesem Dokument wurde der Stadt Bitterfeld eine steigende Einwohnerzahl und eine daraus resultierende Wohnungsnot bescheinigt, die nicht nur durch den Bergbau in der „Grube Antonie“ sondern auch durch die „in ungeahntem Umfange angewachsene chemische Industrie“ ausgelöst wurde. Dies hatte zur Folge, dass es in Bitterfeld und Umgebung einen steigenden Bedarf an Arbeitskräften gab.
Wie massiv der Zuzug war, zeigt ein Blick in die Einwohnerzahlen: Im Jahr 1913 gab es 15.230 Einwohner. Im Jahr 1919 waren es schon 16.980. Und am 1. Oktober 1928 dann sogar 21.000. Klar, dass die neuen Bürger der Stadt irgendwo wohnen mussten. Also entschied der Wohnungsbauverein, dass er ein größeres Bauprogramm starten muss. Bis 600 Wohnungen müssten geschaffen werden, war in der Denkschrift zu lesen. Das Baugelände dafür wurde wie folgt definiert: „Nordwestlich von der Stadt Bitterfeld an der verkehrsreichen Anhaltstraße in der Gemarkung Bitterfeld. Die Entfernung zum Markt und zum Bahnhof Bitterfeld beträgt zu Fuß 20 Minuten“, hieß es in dem Planentwurf.
Das Baugelände wurde mit Genehmigung der Regierung in Merseburg zur Bebauung freigegeben, nachdem der Stadt keine anderen größeren Gelände mehr für den Wohnungsbau zur Verfügung standen. Im Bitterfelder Tageblatt war Ende 1929 dann zu lesen, dass mit dem Bau der 500 bis 600 Wohnungen im Winterhalbjahr begonnen werden sollte, um dem brach liegenden Arbeitsmarkt auf die Sprünge zu helfen. Erweitert wurde die Anhaltsiedlung dann ab dem Jahr 1956, nachdem am 22. Juni per Ratsvorlage ein neuer Bebauungsplan definiert wurde.
Die Anhaltsiedlung heute
Auch heute ist die Anhaltsiedlung eine beliebte Wohngegend. Nicht so nah an der Innenstadt, aber auch nicht allzu weit davon entfernt, wie Wohnungsverwalterin Antje Frömmichen erklärt: „Die NEUBI bietet hier zeitgemäßes Wohnen im Grünen zu einem bezahlbaren Preis. Vor allem, wenn man über den Wohnberechtigungsschein (WBS) verfügt. Wir verfügen hier über 340 Wohnungen in 21 Häusern. Bereits 17 sanierte WBS-Wohnungen gibt es in der Albert-Schweitzer-Straße und der Semmelweissstraße. Weitere 18 Wohnungen werden in den kommenden Monaten saniert.“